Die Unsterblichkeit ist nur ein Traum

Nun, o Unsterblichkeit, bist du ganz mein!
Du strahlst mir durch die Binde meiner Augen
mit Glanz der tausendfachen Sonne zu!
Es wachsen Flügel mir an beiden Schultern,
durch stille Aetherräume schwingt mein Geist;
und wie ein Schiff, vom Hauch des Winds entführt,
die muntre Hafenstadt versinken sieht,
so geht mir dämmernd alles Leben unter:
Jetzt unterscheid’ ich Farben noch und

Formen, und jetzt liegt Nebel alles unter mir.
Ach, wie die Nachtviole lieblich duftet!

Heinrich von Kleist